Bis in die 1990er Jahre stand an der Hauptkreuzung in Langenbogen eine Stele, die in vergangener Zeit wohl den Weg nach Bad Lauchstädt oder aber Teutschenthal wies. Da sie längst überflüssig geworden war, baute man sie beim Umbau der Kreuzung ab und lagerte sie im Innenhof des nahen Vorwerks ein. In Vorbereitung seines Beitrages für die Festschrift zur 850-Jahr-Feier Langenbogens hat Hilmar Burghardt von der Forschungsgruppe Meilensteine die Stele unter einer schützenden Plane wiederentdeckt und fotografiert, doch dann geriet der Wegweiserstein leider endgültig in Vergessenheit. Vermutlich beim Umbau des Vorwerks einige Jahre später kam der Stein abhanden, konnte aber 2016 wieder identifiziert werden. Er liegt mittlerweile im Salzatal nahe der Gemeindegrenze zu Zappendorf am Westhang in zwei Meter Höhe.
Es ist bedauerlich, dass das Kleindenkmal auf diese Art und Weise abgelegt wurde, denn es ist das dritt- oder viertälteste erhaltene Denkmal Langenbogens, hat unter anderem die Zuckerfabrik und den Wasserturm kommen und gehen gesehen, wobei das exakte Alter bisher nicht ermittelt werden konnte. Bekannt ist, dass Langenbogen für verschiedene Poststrecken des 18. und 19. Jahrhunderts Station war, da sich hier eine Posthalterei befand, zudem, dass im Jahr 1809 eine Chaussee von Halle nach Langenbogen erbaut wurde, die zur Königlichen Braunkohlengrube (heute dort die Westhalde der Bahnhofssiedlung) führte. In den Jahren 1824/25 wurde diese Chaussee mit etwas veränderter Streckenführung weiter gen Eisleben gebaut und wohl 1826 mit Meilensteinen versehen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt, wahrscheinlich aber früher, ist auch dieser Wegweiserstein aufgestellt worden. Die nicht mehr zu lesende Inschrift ist ein Beleg seines hohen Alters, das einstige Textfeld ist aber noch deutlich zu erkennen.
Gewisse Parallelen lassen sich zu Altweidenbach feststellen, wo es ebenfalls eine Posthalterei, einen Wegweiserstein und einen Ganzmeilenobelisken gab. Für den Wegweiserstein von Langenbogen ist eine Aufstellung im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts am wahrscheinlichsten. Gehörte er zu einer der Poststrecken, dann ist er noch älter.
Was ihn zu einem besonderen Denkmal macht, sind aber auch die weiteren Elemente, die der Stein aufweist. Zum einen befindet sich an der Seite mit dem Textfeld ein eingehauener Metallbolzen, der von Herrn Burghardt als Vermessungszeichen identifiziert werden konnte. Mit diesem wurde ein sogenannter Nivellierungspunkt angezeigt. Zudem lassen sich nach seiner Einschätzung Elemente der Zeit ausmachen, in der die alte Chaussee als F 80 bezeichnet wurde. Der dafür typische gelb-weiße Anstrich lässt sich demnach am Stein noch erkennen.
So ist der Wegweiserstein Denkmal für verschiedene Epochen und Verkehrsprojekte. Vor zirka 50 Jahren verlor die Straße mit dem Bau der heutigen B 80 südlich des Ortes ihre einstige Bedeutung. Über Jahrhunderte hinweg war diese Kreuzung Teil der Hauptverbindung zwischen Halle und Eisleben, die oft nur unter großen Mühen passiert werden konnte, da insbesondere die Aue der Saale in Halle sich über mehrere Kilometer hinweg erstreckte. Leider wurde der Stein mittlerweile beschmiert.