Kreuze an Kirchen sind keine Seltenheit, sondern die Regel. Es ist sogar so, dass viele Kirchen ohne das Kreuz gar nicht als solche erkennbar wären und dass diesen damit eine besondere Bedeutung zukommt. Sühnekreuze an Kirchen unterscheiden sich von diesen dahingehend, dass sie nicht auf Giebel oder Türme gesetzt wurden, sondern in die Kirche eingemauert. Das geschieht nur äußerst selten und ist laut dem Experten für Steinkreuze Walter Saal in Sachsen-Anhalt sonst nur in Keutschen und Stendal zu beobachten. Nach diesem ist das Tatzenkreuz an der Kirche in Kollenbey 75 Zentimeter hoch und 43 Zentimeter breit. Warum diese Einmauerung geschah, ist nicht völlig klar, denn eigentlich werden Sühnekreuze am Ort des Verbrechens, zumeist eines Mordfalls, errichtet, ähneln dadurch den Kreuzen an Stellen von Verkehrsunfällen mit Toten, nur dass es sich bei den Sühnekreuzen um auferlegte Strafen handelte.
Da es durchaus auch in anderen Bereichen vorkommt, dass man Steinkreuze einmauerte, erklärt sich dies wohl am besten daraus, dass diese an dem alten Standort störten, dass sie also umversetzt wurden. So findet sich ein Sühnekreuz in Klobikau an der Durchgangsstraße in eine Häuserfassade eingemauert. Eine andere Erklärung wäre, dass man den Ort, wo für das Seelenheil des Getöteten gebetet werden sollte, lieber in der Kirche als irgendwo an einer Straße oder gar an einem unsicheren Ort sehen wollte.
Dies dürfte in Kollenbey der Fall sein, das in der Saale-Elster-Aue besonders oft von Hochwasser betroffen war, so dass eine Stelle außerhalb des Ortes zwangsläufig häufig nicht zugänglich war. Vermutlich deshalb oder aus anderen rein praktischen Gründen dürfte zur Einmauerung in die Westwand der Kirche unterhalb des Turmansatzes geführt haben. Saal hingegen verweist lediglich auf ehemalige Grab- und Giebelkreuze beziehungsweise auf die Möglichkeit des Fassadenschmuckes. Da er all diese Möglichkeiten in Zusammenhang mit dem Neubau bringt, muss aber angemerkt werden, dass man es dann sicher besser eingefügt hätte.