Obwohl Salzmünde viele Jahrhunderte lang nur ein Dörfchen war, bestand dort eine Wassermühle. Als Johann Gottfried Boltze, der 1829 die Tochter des Müllers heiratete, den Ort nach und nach in seine Hand brachte, bestand diese Mühle dennoch im alten Zustand weiter. Zum Glück für die Nachwelt hatte Salzmünde in Hubert Grouven einen hervorragenden Leiter der Chemischen Versuchsstation, so dass uns viele Informationen zu dieser und ihrem Nachfolger erhalten blieben. So erfahren wir aus seiner zweiten Veröffentlichung zu Salzmünde (Salzmünde. Eine landwirthschaftliche Monographie, 1866), dass bis 1862 eine normale Wassermühle an der Salza bestand, die zwei Mahlgänge besaß. Sie befand sich nur wenige Meter von der Saale entfernt und zunächst sahen die Pläne vor, sie auszubauen.
Als man sich dann aber für einen Neubau entschieden hatte, beauftragt man laut Grouven den Ingenieur Kühl aus Halle mit der Umsetzung der Vorgaben, die den Antrieb durch Turbinen samt Notfalldampfmaschine genauso umfassten wie den Wunsch nach einer Mahl-, Öl- und Graupenmühle und nach einem Obergeschoss mit Fruchtböden, welche besonderen Belastungen standhalten müssen. Dies alles wurde noch dadurch erschwert, dass es kostengünstig ausfallen sollte und dadurch, dass die Salza eine sehr stark variierende Durchflusskraft besitzt, die wesentlich vom Wasserstand der Saale abhängig ist.
Mehrere Seiten lang beschreibt Grouven die Ausstattung und Leistungsfähigkeit der Mühle, die in den Jahren 1861 bis 1863 erbaut wurde und zudem eine Schneidemühle in der Nähe erhielt. Die hohe Leistungsfähigkeit erklärt, wieso es im Ort eine eigene Mehlhandlung gab. Allein im Jahr 1864 wurden hier knapp 16.000 Zentner Mehl fast 7.000 Zentner Kleie und 3.000 Zentner Schrot gewonnen und auch verkauft, so dass Ende 1865 allein durch den Mehlverkauf bereits mehr als die Gesamtkosten von Neubau und Erdarbeiten eingenommen wurden. Die Mühle war also umgehend erfolgreich und ermöglichte es Boltze, die Produkte konkurrenzlos billig anzubieten, zumal es damals als Neuerung galt, nicht nach Maß sondern nach Gewicht zu verkaufen, was der Mühle/Mehlhandlung den Ruf einbrachte, besonders vertrauenswürdig zu sein.
Mit dem Bau einher ging die Erschließung des Ortes mit Röhrenleitungen, so dass fortan alle Haushalte und Stallungen frisches Wasser zur Verfügung hatten, wofür auf dem Dachboden zwei große Wasserreservoirs untergebracht wurden, die wiederum eine Pumpe aus einem dafür gegrabenen Brunnen heraus speist. So ist die Mühle einer der zahlreichen Belege für die Weitsicht und die Fürsorge Boltzes.
Mittlerweile wurde das große Bauwerk, das schon Grouven als fünfgeschossig mit zwei Dachböden beschreibt, wobei das Untergeschoss seinen Fußboden mehrere Meter über dem Boden (fast sechs Meter "über dem Unterwasserspiegel") hatte, leider abgerissen. Ihre Grundfläche gibt Grouven mit fast 600 Quadratmetern an, zudem berichtet er in seinem ersten Werk zum Ort (Salzmünde. Eine landwirthschaftliche Skizze, 1862) vom großen Wasserrad und den Vorteilen der Dampfmaschine, wenn das Wasser von der Saale die Salza staut. Erhalten haben sich hingegen die Knochen-/Schneide-Mühle sowie die imposanten Speicher. Für die Mühlsteine wurde eine kleine Gedenkanlage an der Salzmünder Straße geschaffen.