Obwohl Schraplau zwei Burgen (Alte Burg und Neues Schloss) besaß, Sitz von Edelherren und später gleich zweier Ämter war, eine romanische Kirche über der Stadt thront und die Stadt wichtiger Kalksteinlieferant war und ist, ist doch ein barocker Grabstein am bekanntesten geworden: der Pickelhäring. Pickelhäring nannte man in Deutschland und England eine Figur aus dem Komödienrepertoire des 17. Jahrhunderts. Zuvor hatte man so einen eingepökelten Hering bezeichnet und da man es für passend hielt, das einfache Leute diese Speise zu sich nehmen (ähnlich wie beim Hanswurst), dann auf eine Figurentyp englischer Reisekomödianten übertragen.
Der merkwürdige Umstand, dass der bedeutendste Schlosshauptmann Schraplaus, der für die Grafen von Mansfeld die Position hielt, den Familiennamen v. Häring trug, führte zu einer Vermengung von historischer Figur und Sagengestalt. Christoph von Häring stammte aus altem mansfeldischem Adel, besonders im Rohnetal war die Familie begütert. Während die Sage eine tragische Geschichte von Demütigung und Rache erzählt, die deutlich in späterer Zeit entstanden war, weil sie sich aus einer fehlenden Hand der Grabplatte entspann und zudem die Fakten verdreht, ist die Realität nicht weniger tragisch. Felix Burckhardt (Schraplau. Beiträge zur Geschichte der Stadt und Herrschaft Schraplau, 1935) berichtet dazu, dass Christoph von Häring während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) drei Tage nach der Taufe der Tochter des Grafen Johann Georg II. v. Mansfeld (im Schloss Schraplau) erschossen wurde. Die Internetpräsenz der Stadt Schraplau gibt die Sage wieder und berichtet zudem, was im Kirchenregister zu dem Fall steht. Demnach war der Mörder ein Mann aus Schafstädt. Die Sage lässt vermuten, dass der Mord aus einem Streit während der Taufe resultierte.
Die Bedeutung des barocken Grabsteins auf dem historischen Friedhof lässt sich auch aus seiner mehrfachen Restaurierung erkennen, ein durchaus ungewöhnlicher Vorgang, der sich zuletzt im Jahr 2007 ereignete. Sein prunkvolles Aussehen erklärt sich sicher aus der Bedeutung die er für den Grafen in den schweren Zeiten hatte und daraus, dass v. Häring das Oberamt für ihn verwaltete. Auch wird in dem Kirchenbucheintrag von einer prachtvollen Beerdigung berichtet. Heute steht der Grabstein an der Südseite der Kirche.