Menhire sind durchaus keine Seltenheit in Halles Umfeld. Der bekannteste und bedeutendste ist zweifelsohne die Steinerne Jungfrau, doch auch anderswo hat man diese bis heute nicht vollends ergründeten Kultstätten mit Frauenkörpern assoziiert (etwa beim Schön-Ännchen-Stein). Nicht selten stehen diese Steinsetzungen an einsamen Plätzen fernab der Dörfer, wie etwa jener zwischen Höhnstedt und Räther oder der bei Krosigk. Das gilt auch für die „Weiße Frau“, einen merkwürdigen und daher perfekt als Menhir geeigneten Steinblock, der sich an einer Wegkreuzung nördlich von Zappendorf/^dorf befindet. Wie in anderen Fällen (Halle-Seeben) wird er von einem Baum beschattet, und wie bei den meisten Menhiren ist seine tatsächliche einstige Bedeutung noch nicht ermittelt. Während es in einigen Fällen so ist, dass sie auf Grabhügeln stehen, etwa in Halle-Kröllwitz oder Steigra, so dass ein Zusammenhang mit diesen vermutet wird, ist es in anderen Fällen offensichtlich, dass sie auch für andere Kulthandlungen herhalten mussten, wie es etwa bei den Nagelsteinen der Fall ist, also bei Steinsetzungen, in die man Nägel eintrieb.
Die Formenvielfalt der Menhire in und um Halle ließe auch den Schluss zu, dass diese von einander unabhängige Bedeutungen hatten. Ob zum Beispiel ihre teils sehr einsamen Standorte dafür oder dagegen sprechen, dass hier Zwiesprache mit den Toten gehalten wurde, mag jeder für sich selbst entscheiden. Für Kultplätze wirken sie oft zu abgelegen, was aber damit zusammenhängt, dass sich die prähistorischen Siedlungen an anderen Stellen befanden als die heutigen. Ob überhaupt einer der Orte im Umkreis der Weißen Frau alt genug ist, um mit ihr in Verbindung gebracht zu werden, ist fraglich, da die -dorf-Orte erst im Mittelalter gegründet wurden, und auch Quillschina und das wüste Flattersleben (südlich bei Zappendorf) nicht älter als 2.000 Jahre sind, muss der Blick auf Salzmünde fallen, das als Ort sicher auch ins Mittelalter gehört (Ersterwähnung im Jahr 973), aber einer eigenen Gruppe der Trichterbecherkultur ihren Namen gab. Bei Salzmünde entdeckte man nämlich eine mittelneolithische Höhensiedlung mit Gräbern der Trichterbecherkultur, die bis dahin unbekannte Elemente enthielten, so dass sie als eigene Gruppe klassifiziert wurden.
Zumindest ist es auffällig, dass sich auf den Hochflächen solche Steinsetzungen häufiger erhalten haben, in der Nähe der Weißen Frau zum Beispiel die von Boltzenhöhe und Räther. Wer aufmerksam durch die Umgebung Zappendorfs läuft, findet zudem an mehreren Stellen Hinweissteine auf archäologische Fundstellen, so dass davon auszugehen ist, dass hier, besonders aber oberhalb der Täler von Salza und Laweke, über längere Zeit prähistorische Menschen lebten (wie insbesondere der Menhir und die Gräber zeigen, die Produkte längerer Anwesenheit an einem Ort sind). Östlich der Weißen Frau fand man zum Beispiel im Jahr 1935 bronzezeitliche Flachgräber, es lebten also auch später weiter Menschen hier.