Herrenhäuser nennen sich große Wohngebäude in Gutshöfen gern, weil sie vom wichtigsten Bewohner des Ortes bewohnt waren, dem andere Bewohner verpflichtet waren. Dies wurde auch optisch sichtbar, weil es oft durch eine besondere Architektur von den anderen Häusern des Ortes deutlich abwich. In Salzmünde, wo Johann Gottfried Boltze den Ort besaß, ist das Gutshaus wie in Köchstedt oder Teutschenthal großzügig ausgefallen, doch hat man es hier nicht als Schloss bezeichnet, was vielleicht mit der Hüneburg und dem Schlossberg zusammenhängt, an denen dieser Begriff bereits haftete.
Mit seinen zahlreichen Elementen wie Eckerker, Balkon, Risalit, Figurennische oder den Dachgauben erinnert es aber durchaus an ein Schloss. Der Großagrarunternehmer Johann Gottfried Boltze war aber sicher kaum daran interessiert, als Schlossherr angesehen zu werden. Vielmehr verwendete er seine Besitztümer zur Verbesserung der Lage seiner Beamten und Arbeiter. So fällt sein Wohnhaus dann auch im Vergleich zu den benachbarten Gebäuden eher bescheiden aus, viel gewaltiger stehen die Speicher nordöstlich davon und auch die Zuckerfabrik südlich des Wohnhauses überragt den Sitz der Familie, die 1906 im Mannesstamm ausstarb.
Innerhalb eines Jahrhunderts schufen drei Generationen ein Wirtschaftsunternehmen von enormen Ausmaßen, basierend vor allem auf Landwirtschaft und Bergbau sowie der Verarbeitung der Erzeugnisse. Die mit Lob für ihn nicht sparende „Allgemeine Deutsche Biographie“ schrieb im Jahr 1876: „In seinem gastfreien Hause fanden der Fürst wie der Bauer gleich freundliche Aufnahme.“ Nach seinem Tod kam das Erbe nach und nach an den Schwiegersohn Carl Wentzel. Dieser zog aber später nach Teutschenthal um, wo er sich ein neues Wohnhaus samt Park für seine lungenkranke Frau errichtet hatte.