Der Saalekreis ist reich an sehenswerten Gebäuden wie der Doppelkapelle von Landsberg, der Klosterkirche auf dem Petersberg, der Domburg von Merseburg oder auch der Burg Querfurt. Ähnlich wie diese kann auch die Templerkapelle von Mücheln für sich beanspruchen, zu den bedeutendsten Bauwerken Mitteldeutschlands zu gehören, wenngleich sie vergleichsweise wenig populär ist.
Das frühgotische Kleinod aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts befindet sich etwas versteckt zwischen Halle und Wettin und ist einer der wenigen Überreste des 1118 in Jerusalem gegründeten Ritterordens, der im Jahr 1312 aufgehoben wurde. Die Kommende (so nennt man die Klöster der Ritterorden) lässt sich erst ab 1270 in Mücheln nachweisen, hat also nur wenige Jahrzehnte lang bestanden. Im benachbarten Wettin hatten die Templer im Jahr zuvor das Patronatsrecht für die Kapelle St. Peter (1840 beseitigt) in der Burg Wettin erhalten, ein sicheres Indiz dafür, dass in Mücheln besonders die Wettiner den Orden förderten, zumal Graf Dietrich II. von Brehna-Wettin selbst Tempelritter wurde.
Die Vehemenz mit der der französische König ab dem Jahr 1307 gegen den Orden vorging, wird besonders in der ersten Aktion deutlich, die die Beschlagnahmung aller Güter und die Verhaftung aller Mitglieder des Ordens an einem Tag umfasste, was angesichts einer fünfstelligen Mitgliederzahl absurd erscheinen mag, aber geschickt geplant und in Frankreich erfolgreich durchgeführt wurde. Dies geschah am Freitag, dem 13. Oktober 1307 und prägte den bis heute gebräuchlichen Ausdruck "schwarzer Freitag" wesentlich mit, wenngleich seine Ursprünge in der Frühzeit des Christentums liegen. Damit der Papst, dem der Orden direkt unterstand, nicht selbst in den Bannkreis geriet, zog er das Verfahren an sich, nachdem bereits etliche Templer in Paris auf Scheiterhaufen hingerichtet worden waren, und verhinderte durch die endgültige Auflösung des Ordens am 22. März 1312 den Fortgang des Prozesses.
Im Fall von Mücheln verfügte der neu ins Amt gekommene Erzbischof Burchard III. von Magdeburg dies erst ein halbes Jahr später. Dadurch konnten sich die Tempelherren (benannt nach ihrem Hauptsitz auf dem Tempelberg in Jerusalem) organisieren und Widerstand leisten, zumal sie aufgrund ihrer verwandtschaftlichen Beziehungen zu verschiedenen einheimischen Adelshäusern eine gewisse verdeckte Unterstützung besaßen.
Zudem verhielt man sich im Heiligen Römischen Reich wie auch in den meisten anderen Ländern weniger aggressiv als in Frankreich und ermöglichte den Templern teilweise den Übertritt zu den Johannitern und anderen neugegründeten Orden beziehungsweise das Weiterleben als Privatperson. Schauprozesse wie in Frankreich hat es nicht gegeben. Zumeist gingen die Besitztümer an den Johanniterorden über, der ähnlich wie der Deutsche Orden und die Templer ein Ritterorden war, also die Sicherheit der Pilger in Jerusalem gewährleisten sollte, wofür er Geld benötigte. Für Mücheln scheint das aber nicht zu gelten, da von Johannitern dort nichts bekannt ist, sondern vielmehr der Orden der regulierten Chorherren der heiligen Märtyrer von der Buße erwähnt wird. Dessen Hauptsitz war in Krakau, der einen Prior und einen Ordensbruder entsandte.
Das Kloster blühte auf und wurde Wallfahrtsort, doch dann schlug diese Entwicklung ins Gegenteil um und der Erzbischof unterstellte es der halleschen Moritzkirche. Die Säkularisierung der Kapelle, die „Unser Lieben Frauen“ geweiht war, im Jahr 1534 sicherte ihren Fortbestand, so dass es heute eines der wenigen ursprünglich erhaltenen Bauwerke der Tempelherren ist. Die Kirche wurde als Speicher und Scheune genutzt, wie dies mit so vielen katholischen Bauwerken nach der Reformation geschah. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde man sich des Wertes des Bauwerks wirklich bewusst und sanierte es erstmals wieder 1946. Heute wird die Kapelle vor allem für Konzerte, Festgottesdienste und Ausstellungen genutzt. Seit dem Jahr 2008 gibt es einen Förderverein.
Heute wissen wir, dass der (französische) Papst Clemens V. vom französischen König Philipp IV. bedroht wurde und dass er in mehrfacher Hinsicht von ihm abhängig war. Philipps Motive waren hohe Schulden beim Templerorden und die persönliche Kränkung, weil der Orden seinen Mitgliedsantrag abgelehnt hatte, so dass man davon ausgehen darf, dass die gegen den Orden vorgebrachten Vorwürfe (Ketzerei, Homosexualität) nur vorgeschobene Gründe waren, um diese Abhängigkeit loszuwerden. Obwohl dies heute auch die offizielle Sicht des Vatikans ist, wird der Templerorden weiterhin als verboten betrachtet. Ähnlich verhielt es sich mit Burchard III., ein Schraplauer, der in seiner Amtszeit zunehmend in den Ruf geriet, jeden in den Bann zu schlagen, der ihm nicht in Konzept passte. Seine Geldgier war so massiv, dass sich schließlich die Städte Halle und Magdeburg gegen ihn verbündeten und ihn inhaftierten. Bei einem angeblichen Ausbruchsversuch wurde er im Jahr 1325 tödlich verwundet.